Anfang April berichtete die New York Times, dass das Beratungsunternehmen Accenture die Kreativagentur Droga5 kaufen will. Das Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern wird Teil von Accenture Interactive.
Diese Verbindung ist unter zwei Gesichtspunkten interessant. Erstens ist das strategische und beratungsorientierte Geschäft mit dem kreativ orientierten Geschäft verflochten. Und zweitens erlebt die Kreativität als taktisches Instrument nach der Ära der Beratungsunternehmen ein massives Comeback.
Droga5 ist derzeit eine der bekanntesten unabhängigen Werbeagenturen in den USA. Das von David Droga gegründete Unternehmen steht für Kreativität in ihrer reinsten Form. Sie soll sich nun in die Kultur der Beratungs- und Technologieunternehmen einfügen. Diese Welten könnten nicht weiter voneinander entfernt sein. Die eine produziert Spitzenleistungen in Form von TV-Spots und Kampagnen, die andere präsentiert Forschungsergebnisse, die heute oft von technischen Lösungen begleitet werden. Eine Gruppe von Kreativen setzt sich mit Beratern an einen Tisch und findet gemeinsam heraus, was das Beste für ihren Kunden ist.
Diese Verbindung ist definitiv eine gute Nachricht für Kreative, die sich nicht mit einer erfolgreichen, aber dennoch einmaligen Werbekampagne zufrieden geben, sondern ein langfristiges, umfassendes Kundenerlebnis bieten wollen. Seit geraumer Zeit haben die Kunden das gleiche Ziel und träumen von einem Anbieter, der in der Lage ist, Marke und Technologie über alle Kundenkontaktpunkte hinweg zu verbinden. Sie haben erkannt, dass nach einem Jahrzehnt, in dem sie sich nur auf Technologie und Prozessautomatisierung konzentriert haben, es die Kreativität und ihre Art der Kommunikation mit den Kunden ist, die alles zum Leben erweckt und den Dingen einen Sinn gibt.
Eine große Unbekannte bleibt die Frage, ob die Wege, auf denen die Bedürfnisse der Kunden angegangen werden, mit einem gemeinsamen Ziel verknüpft werden oder ob sie, wie bisher, geistig und damit verfahrenstechnisch getrennt bleiben. Der Schritt von Accenture bildet jedoch keine Ausnahme. Im Gegenteil, er spiegelt den Trend eines sich rasch verändernden Wettbewerbsumfelds wider. Die Verschmelzung von Technologie, Marke und Kreativität, mit der Apple einst begann, wird langsam aber sicher zu einer Voraussetzung für das Überleben. Wir können also mit weiteren Übernahmen von Kreativteams durch Beratungs- und Technologieunternehmen rechnen.